– oder die langsame globale radioaktive Verseuchung
(6. Dezember 2004)
Erste Hinweise
Erste öffentliche Problematisierung erfuhr das Thema Depleted Uranium im Zusammenhang mit dem sogenannten Golf-Kriegs-Syndrom der am 1. Golfkrieg 1991 beteiligten US-Soldaten. Veteranen-Verbände, die sich für Entschädigungen für gesundheitliche Schäden der Soldaten, die die US-Regierung nicht anerkennen wollte, stark machten, ließen alles Mögliche untersuchen. Und so geriet neben dem Bombardement an Impfungen gegen alles Mögliche auch der fallout der verwendeten uran-gehärteten Munition ins Visier.
Diese Untersuchungen fanden und finden u.a. statt am Uranium Medical Research Center (UMCR), dessen Direktor, Asaf Durakovic, 19 Jahre lang als Militärarzt für das U.S. Defense Department arbeitete, bevor er nach eigenen Angaben gezwungen war, 1996 seinen Posten im Pentagon wegen seiner kritischen Studien zu räumen. [1]
56 % der Golf-Krieg-I-Soldaten (325.000 von 580.000) in den USA leiden unter Behinderungen. Zwei Drittel der Kinder von Golf-Krieg-I-Veteranen, deren vor dem Krieg gezeugte Kinder allesamt gesund geboren wurden, wiesen Geburtsdefekte auf: fehlende Arme, Beine, Organe, Augen, Erkrankungen des Immunsystems, des Blutes. [2]
1997 war die UMCR die erste Untersuchungsgruppe, die DU im Urin von US-, britischen und kanadischen Soldaten, die am Golf-Krieg-I teilgenommen hatten, nachwies. [3]
Die US-Regierung streitet nachwievor gesundheitsschädliche Wirkungen von Depleted Uranium ab.
Weitere Hinweise
Irak
Ein irakischer Neugeborenen-Arzt teilte mit, daß in der Region um Basra im Jahre 2001 611 Babys ohne Gliedmaßen, ohne Augen oder mit anderen Defekten geboren wurden im Vergleich zu 37 im Jahre 1990, also vor dem Golf-Krieg-I (1991). [4]
Die in London gegründete Organisation Child Victims of War erklärte im Mai 2004, daß die Zahl von mit Deformationen geborener irakischer Babies von 3 auf 1000 in 1991 angestiegen sei auf 22 auf 1000 in 2001. Die Zahl der mit Downsyndrom (Mongolismus) geborenen Babies sei fünfmal höher und es gäbe einen sprunghaften Anstieg von vorher kaum gekannten Augen-Problemen. [5]
Afghanistan
Die Organisation UMCR (Uranium Medical Research Centre) maß in den Jahren 2001 und 2002 hohe Konzentrationen künstlicher Uran-Isotope bei afghanischen Zivilisten, die während der Militäroperation „Enduring Freedom“ (Afghanistan-Krieg 2001) durch Explosionswolken der Bomben kontaminiert wurden. [3]
Eine zweijährige Untersuchung der japanischen Organisation International Criminal Tribunal for Afghanistan spricht von einem Anstieg von Geburtsdefekten wie fehlenden Gliedmaßen, fehlenden Augen, deformierten Genitalien, am Mund hervorstehenden Tumoren seit dem Afghanistan-Krieg. [6]
Bosnien (Ex-Jugoslawien)
Ein Expertenteam der Vereinten Nationen (UN) berichtete im November 2002 von Spuren von DU, die es nach den NATO-Luftangriffen von 1995 gefunden habe. [7]
Kosovo (Ex-Jugoslawien)
Ein Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) fand in Felduntersuchungen eine DU-Verseuchung in der Vegetation und den Trinkwasservorräten. [7] [Zur Verharmlosungsproblematik siehe weiter unten.]
Was ist DU?
Depleted Uranium ist, wie der Name schon sagt, abgereichertes Uran. Es entsteht beim Anreicherungsprozeß in Uran-Anreicherungsanlagen, wo das Natur-Uran, das nur ~0,7 % spaltbares Uran (U-235) enthält, angereichert wird. In Deutschland geschieht dies in einer Anlage im westfälischen Gronau. In zum Beispiel einer Gaszentrifuge wird das Uran solange zentrifugiert, bis der beabsichtigte Grad an spaltbarem Uran erreicht ist, indem das schwerere U-238 vom leichteren U-235 getrennt wird. Diese Anreicherung erfolgt in zivilen Anlagen bis zu 3 - 5 % U-235, in militärischen Anlagen bis 95 % U-235. Das abgereicherte Uran, das dann zu 99,8 % aus U-238 besteht gegenüber dessen Anteil von ~99,3% am Natur-Uran, bleibt gleichsam als Abfallprodukt übrig. Wobei der Begriff Depleted Uranium insofern nicht richtig ist, weil auch dieses Uran-Produkt radioaktiv ist, nämlich mit einer Halbwertszeit von 4 ½ Milliarden Jahren für U-238, nur eben aus technischen Gründen (Stichwort: schnelle versus langsame Neutronen) im Gegensatz zu U-235 nicht verwendbar für eine Kettenreaktion in Atomkraftwerken oder Atombomben.
Und wie im Kapitalismus moderner Prägung üblich, wird heutzutage Müll nicht mehr weggeschmissen, sondern als „Wirtschaftsgut“ weiterverhökert. So wie sich Altöle oder Tierkadaver (siehe BSE) als Beigaben im Tierfutter wiederfinden, so kam man schon frühzeitig auf die Idee, die mit dem radioaktiven Müll verbundenen Lagerungsprobleme durch seine militärische Verwendung zu lösen, eben als Härtungsmaterial für Geschoßmäntel.
Historie [8],[9]
Harvard-Präsident und Physiker James Conant, der im Ersten Weltkrieg Giftgas entwickelte, wurde durch den CIA-Agenten und Vater des 2004-Präsidentschaftskandidaten John Kerry in das „Manhattan Project“ eingeführt.
Conant war Chef eines Giftgas-Kommittées, das Giftgas-Waffen aus dem Atommüll des „Manhattan Project“ entwickeln sollte. Damals, also am Ende des Zweiten Weltkrieges, war schon bekannt, daß der feine Uran-Staub, Produkt des Einsatzes von Atomwaffen, Schutzkleidung durchdrang und durch Kontamination von Lungen und Blut tödlich wirkte, ferner sich für die Verseuchung der Trinkwasserversorgung und von Agrarland eignete.
Das erste DU-Waffensystem wurde 1968 für die US-Marine entwickelt.
1973 werden DU-Waffen im Yom-Kippur-Krieg unter US-Aufsicht von Israel gegen die Araber verwendet.
DU-Waffen sollen von den USA an 29 Länder [widersprüchliche Angabe siehe unten] geliefert worden sein.
Wie wirkt DU? [10]
2% des über Wasser und Nahrung aufgenommenen Urans aus dem DU-fallout werden im Körper absorbiert, das heißt aufgenommen, 98% werden über die Cacca ausgeschieden.
Unter Umständen können mehr als 20% des inhalierten, also über den Atemweg aufgenommenen Urans im Blut absorbiert werden. Die Nieren filtern dabei am ersten Tag 70% des im Blut aufgenommenen Urans wieder heraus, nach ein paar Tagen bis zu 90%.
Die Nieren sind dabei das am meisten geschädigte Körperteil was die chemische Giftwirkung des Urans anbelangt.
Daß die radiologische Wirkung des Uran in dem besagten Faktenpapier der WHO nicht nur zu kurz kommt, sondern verharmlost wird, indem zum einen einseitige Studien zitiert, zum anderen wohl eher kritische Studien im Sinne von „es gibt auch Studien, die behaupten... naja“ erwähnt werden, ist wohl von einer Pro-Atomenergienutzung-Organisation nicht anders zu erwarten, schließlich dient die IAEO ja auch der Atomenergienutzung. Letzteres soll auch der Grund für die Unterdrückung der Veröffentlichung einer kritischen Studie seitens der WHO sein, wie deren ehemaliger langjähriger Experte für radioaktive Strahlung und Gesundheit, Baverstock, gegenüber der Zeitung Sunday Herald behauptete. [11]
Dennoch kommt auch die WHO nicht umhin, Leukämie, Lungenkrebs und Funktionsstörungen des Zentralen Nervensystems (ZNS) als durch DU verursacht zu erwähnen.
Wozu DU?
Aufgrund seiner hohen Dichte wird DU zivil wie militärisch verwendet.
Die zivile Nutzung beinhaltet den Gebrauch als Gegengewicht in Flugzeugen(!) [7]. Dies ist insofern interessant, als heute die Auswirkungen des Absturzes eines Frachtflugzeuges der israelischen Fluggesellschaft El Al in einen Wohnblock im Amsterdamer Stadtteil Bijlermeer vom Oktober 1992 zurückgeführt werden auf das durch den Aufprall freigesetzte Uran aus DU-Materialien [12]. Daß die staatlichen Untersuchungen trotz der Proteste der Betroffenen letztlich wie bei der „Estonia“-Katastrophe im Nirgendwo versickerten, Frachtpapiere für etwa 20 Tonnen der Ladung verschwunden sind, darf sicherlich nicht verwundern, wäre das Bekanntwerden des DU als Ursache der merkwürdigen Erkrankungen in Bijlermeer doch gleichbedeutend mit einem enormen wirtschaftlichen Einbruch bei der zivilen Luftfahrt. Dennoch kann auch jetzt ein vermuteter israelischer geheimer Giftgas-Transport nicht definitiv ausgeschlossen werden. [13]
Zivil wird DU des Weiteren als Abschirmmaterial in medizinischen radiologischen Geräten wie auch für Container, die für den Transport radioaktiver Materialien dienen, verwendet. [7]
Militärisch dient DU in erster Linie zur Geschoßmantelverhärtung zum Knacken von Panzern. [7],[3]
Verseuchte Länder
15 Länder [widersprüchliche Angabe siehe oben] sollen über DU-Waffen verfügen: USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, Griechenland, Türkei, Israel, Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten, Kuwait, Irak, Pakistan, Thailand, Taiwan.
Erstmalig in großem Umfang wurde Depleted Uranium 1991 im Golf-Krieg-I im Irak militärisch eingesetzt, dann 1995 im Bosnien-Krieg und 1999 im Kosovo-Krieg, 2001 im Afghanistan-Krieg, und dann wieder 2003 im Irak im Golf-Krieg-II. [12],[4]
Wem seine Gesundheit am Herzen liegt, sollte nachfolgende Länder in den nächsten Jahrtausenden meiden:
Irak (1991/2003)
Ex-Jugoslawien (1995/1999)
Afghanistan (2001)
Das Ausmaß der radioaktiven Verseuchung durch DU läßt sich nicht genau festlegen, weshalb ich mich für die Nennung der Nationalstaaten entschieden habe, wobei die örtliche Verseuchung genauso deren Grenzen überschritten haben kann, wie es Zipfel geben mag, die nicht verseucht sind.
Grundsätzlich aber dürften wir wie bei Vulkanasche einer nicht nur kriegsbedingten globalen radioaktiven Verseuchung entgegensehen, denn schon sollen radioaktive Ablagerungen des fallout aus dem Irak-Krieg von 1991 in Süd-Amerika, auf Hawaii und im Himalaya gefunden worden sein [2]. Dies ist nicht unwahrscheinlich angesichts der Tatsache, daß interkontinentale Luftströmungen feinsten Wüstenstaub transportieren.
[8] Die nachfolgende Darstellung ist einer einzigen Quelle entnommen: Leuren Moret, Depleted Uranium: Dirty bombs, dirty missiles, dirty bullets, August 2004 –http://www.globalresearch.ca/articles/MOR408A.html
[9] Wer Französisch kann, kann eine auch historische Information zum Thema lesen:“Contribution au débat sur l’uranium appauvri“ von der Centrale Sanitaire Suisse (Romande) vom Mai 2002 – http://vertsmp.free.fr/presse/sante/uranium_appauvre_livre.pdf oder http://www.css-romande.ch/uranium_livre_fr.rtf
[10] Die nachfolgenden Fakten sind einer einzigen Quelle entnommen: der Weltgesundheitsorganisation WHO – http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs257/en/print.html
[11] http://www.sundayherald.com/40096
[12] http://www.cadu.org.uk/intro.htm
[13] Bericht der Wiener Zeitung Die Presse (online-Ausgabe) vom 24.4.1999 – http://www.fluglaerm.de/dortmund/aktu9904.htm