Herbert Masslau

Finanzkrise 2011 – Zockerbanken, Inflation und die Mär von den Energiepreisen

(22. Mai 2011)

 

 

 

Die Meldung dieser Tage: steigende Inflationsrate.

Die Mär dieser Tage: die steigenden Energiepreise seinen schuld.

 

Inflation entsteht nicht automatisch auf Grund steigender Preise. In der Realität führen steigende Bezin- und Strompreise wie jetzt zunächst zu Umschichtungen bei den privaten wie öffentlichen Haushalten.

Während der Staat und die Unternehmen solche Preissteigerungen zum Teil selber durch Preissteigerungen bei den Abgaben und Produkten oder durch Einsparungen bei den Personalkosten kompensieren, reagiert der Bürger mit Umschichtungen in seinem Haushalt. Um die gestiegenen Bezinkosten aufzufangen wird beim Kinobesuch, beim Restaurantessen etc. gespart. Inflation, echte Inflation entstände hier nur, wenn mehr Geld gedruckt würde, um jedwede Teuerung durch Zuführung von mehr Geld an die Bürger auszugleichen. Dem ist aber nicht so. Folglich bleibt das Gehalt zunächst für eine bestimmte Zeit gleich hoch, so daß zwangsläufig erhöhte Energiekosten durch Einsparungen bei anderen Verbrauchspostionen kompensiert werden.

Inflation entsteht, wenn die Geldmenge erhöht wird, d.h. die staatlichen Zentralbanken Geld drucken, damit es über die Geschäftsbanken an die Kunden in Form von Krediten weitergegeben werden kann.

Insofern führt Wirtschaftswachstum in Form von Ausdehnung der Produktion über die dazu benötigten Kredite zwangsläufig zur Inflation. Dem ist gegenwärtig aber nicht so, unter anderem auf Grund der Auslagerung großer Teile der heimischen Produktion in sogenannte Billiglohnländer.

Inflation entsteht zu einem nicht unerheblichen Teil durch die Zinswirtschaft daselbst.

Zinsen sind das Geld auf eine auf bestimmte Zeit geliehene Geldmenge.

Jemand benötigt, wofür auch immer, 100 Euro, die er selber aber nicht zur Verfügung hat. Wenn ich nun diesem Jemand diese 100 Euro leihe und ihm sage, das Geld bekomme ich in einem Jahr von dir wieder und weil ich in der Zeit nicht über mein eigenes Geld verfügen kann, will ich dafür eine Entschädigung von 10 Euro haben, dann sind 10 Prozent Zinsen entstanden.

Dieser Prozeß findet in relevanten Mengen heutzutage nur noch zwischen Bürger und Banken statt. Und nur so ist auch garantiert, daß entsprechend benötigte Geldmengen bei den Zentralbanken nachgefragt werden können.

Seit der Wirtschaftskrise 1929-1932 und der Lehre von Keynes versuchen die Nationalstaaten und heute auch die supranationalen Organisationen den ungezügelten Kapitalismus über die Steuerung der Geldmenge zu zügeln.

Heutzutage entsteht Inflation aber primär über das heimliche Gelddrucken für die Zockerei der Banken, der Geldwirtschaft daselbst. Der Kapitalismus ist gleichsam in Selbstverwirklichung historisch endlich bei sich selbst in seiner Reinform angekommen, nicht mehr vermittelt über Handelskapital (Mittelalter), nicht mehr vermittelt über Industriekapital (Manufakturen des Absolutismus, Großindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts), sondern als Geldkapital, dessen einzige Funktion darin besteht, durch fiktive Prozesse (Derivate, Termingeschäfte, sog. Leerverkäufe) Geld zu vermehren, Profit zu erheischen, ohne daß dahinter noch ein Gegenwert in Form von Gütern oder Dienstleistungen steht.

Geld wird heuzutage primär nicht mehr dadurch zum Kapital, daß es als sogenanntes Produktivkapital in den industriellen Produktionsprozeß fließt und dort nach Abzug der Produktionskosten (konstante {Rohstoffe, Maschinerie} und variable {Löhne}) als Differenz zum Preis den Mehrwert (aus Sicht des Unternehmers: den Profit) abwirft, sondern dadurch zum Kapital, indem sich nicht einmal mehr reales Geld geliehen wird, um damit an der Börse Wetten zu zocken, sondern durch sekundenschnelles computergestütztes weltweites Finanzjonglieren Gewinne oder Verluste gemacht werden, wobei die Gewinne als Profit privatisiert, die Verluste am Ende über die weltweite Finanzkrise sozialisiert werden. Sozialisiert in der Weise, daß die Zentralbanken nicht jede Menge Geld zum Nullzinstarif in die Zockerbanken pumpen können, um nicht eine Hyperinflation wie 1923 auszulösen, wohl aber die Nationalstaaten Milliardengelder aus Steuermitteln zur Verfügung stellen als sogenannte Bankenrettung, damit diese weiterzocken können, während zum Ausgleich im Bildungswesen, Gesundheitswesen, bei der Sozialhilfe, bei Infrastrukturprojekten dieses Geld wieder hereingespart wird. So bezahlen in Deutschland gerade die „Hartz IV“-Empfängerinnen und -empfänger die Zockerzeche der Banken. Denn, es sind nicht die Bürger X und Y, die zocken, es sind die großen Banken, deren Investmentbanker Boni-Millionen einstreichen, weil sie ihren Banken noch mehr Millionen „erwirtschaftet“ haben.

Gleichwohl wird in bestimmtem Maße Geld gedruckt, damit die Banken weiter Kredite an Unternehmen vergeben können, da sie ihr eigentliches Geld ja verzocken.

An dieser Stelle soll nicht extra darauf eingegangen werden, daß erst mit den großen Pensionsfonds, die plötzlich über Milliarden rumliegender Gelder verfügten, die große Zockerei so richtig in Gang kam. Die SWAP-Zockereien vieler Kommunen – Hänschen möchte auch mal am großen Roulettetisch mitspielen – sind dagegen fast marginal, wenn auch nicht für die Bürger dieser Städte, deren Büchereien, Schwimmbäder etc. dichtmachen „müssen“, weil sich die Damen und Herren der Kommunalverwaltungen verspekuliert oder auch nur einfach von den Banken über den Tisch haben ziehen lassen.

Nun also wieder die steigenden Energiepreise als angebliche Ursache für die steigende Inflation.

Wie 2008.

2008 (und schon 2007) stieg auch die Inflationsrate zunächst ohne ersichtlichen hinreichenden Grund. Auch 2008 war die Rede als Ursache von den steigenden Energiepreisen. Bis dann im Herbst 2008 die weltweite Finanzkrise ausbrach. Erst hernach wurde klar, daß bereits seit 2007 die staatlichen Notenbanken mit Milliardenbeträgen die Banken zu stützen versucht hatten, um einen Bankenzusammenbruch zu vermeiden.

So ergeben die Daten des Bundesstatistikamtes (destatis) für das Jahrzehnt 1997-2006 vor der Finanzkrise eine durchschnittliche allgemeine Inflationsrate von 1,3 Prozent, und zwar ohne jeglichen Ausreißer nach oben oder nach unten. Für 2007/2008 betrug die offizielle allgemeine Inflationsrate 2,5 Prozent, also fast das Doppelte der zehn Jahre vorher.

Und genau dasselbe Spiel findet jetzt wieder statt.

Einige wenige kritische Köpfe sagen für Herbst 2011 die nächste weltweite Finanzkrise voraus. Und wie 2008 steigt 2011 in den Monaten vorher die Inflationsrate. Folglich wird Geld gedruckt, das nicht durch Gegenwerte gedeckt ist. Warum?

Wir werden sehen.

 

 

 

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