Herbert Masslau

IRAN – Krieg 2006

(Kurzfassung 14. Juli 2006)

 

 

Die sich derzeit überschlagenden Ereignisse haben mich zu dieser als Schnellversion gedachten Kurzfassung des von mir geplanten Artikels „IRAN – Krieg 2006“ veranlaßt.

Mein im Juli 2003 vor genau drei Jahren verfaßter Artikel „IRAN-Krieg 2004“ braucht nicht revidiert zu werden, insbesondere nicht die dort genannten Gründe für diesen Krieg (Erdöl, Geostrategie). Lediglich der Zeitpunkt, den ich seinerzeit mit rechtzeitig zu den US-Präsidentschaftswahlen im November 2003 ansetzte, muß auf rechtzeitig zu den sogenannten Halbzeitwahlen für den Kongreß (Senat und Repräsentantenhaus) 2006 geändert werden.

Die Gründe für das bisherige Ausbleiben des US-Krieges gegen den Iran sollen hier nicht diskutiert werden; eine mögliche Erklärung ist, daß im Falle Iran Russland und China sich quergelegt haben. Ferner hat der Iran traditionell gute Beziehungen zu europäischen Staaten, insbesondere Deutschland, und auch die seinerzeit vor dem UN-Sicherheitsrat mit billigen power-point-Präsentationen durch den damaligen US-Außenminister belogene Weltöffentlichkeit über angebliche Massenvernichtungswaffen des Irak werden die USA in ihrem Vorgehen zeitlich zurückgeworfen haben.

 

Journaille verschweigt Kriegsgrund

Erschreckend an der momentanen Situation ist, daß insbesondere in Deutschland die Bevölkerung durch die Nachrichtensendungen über die israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen zwei Wochen lang mit der Version, es ginge um einen einzigen entführten israelischen Soldaten, über die wahren Gründe der israelischen Militäraktionen hinweggetäuscht wurde. Erst mit den jetzigen kriegerischen Angriffen auf den Libanon läßt sich der Quatsch mit den, mittlerweile, drei israelischen Geiseln nicht mehr aufrechterhalten. Erst jetzt melden die Nachrichten in Funk und Fernsehen als eigentliches Angriffsziel der Israelis die palästinensische Hamas und die libanesische Hisbollah.

Erschreckend an diesem nicht-journalistischen Verhalten der Nachrichtensendungen ist die daraus folgende Erkenntnis, daß im Falle eines Kriegsausbruchs unter Beteiligung von Deutschland dies die hiesige Bevölkerung wohl auch erst dann erfährt, wenn der Qualm der Bomben nicht mehr zu übersehen ist.

 

Israel als Vorhut und Vorposten der USA

In 2005 wurde monatelang weltweit diskutiert, ob die von Deutschland an Israel gelieferten zwei U-Boote zu einem Erstschlag gegen die iranischen Atomanlagen benutzt werden. Eine solche Diskussion ist zweitrangig.

Klar aber ist, daß die USA Israel brauchen bei ihrem geplanten Krieg gegen den Iran. Die USA brauchen Israel als örtlich gebundene und damit ständig präsente Ordnungsmacht im Nahen Osten.

Da Israel bei einem US-Angriff auf den Iran aber Gefahr liefe zwischen zwei geographische Fronten zu geraten, vorne den Iran, Syrien und den Irak, im Rücken die Palästinenser und die Hisbollah im Libanon, ist es als „Vorspiel“ für den US-Krieg gegen den Iran für Israel unbedingt nötig, sich den Rücken frei zu halten. Die Entführung der israelischen Soldaten ist da nur ein willkommenener Anlaß, um von den wahren Gründen abzulenken. Dabei kann es durchaus sein, daß auch die Gegenseite (Iran, Syrien) die Sache durch die Entführungen forcieren wollte.

Entscheidend ist nicht das konkrete einzelne Faktum, entscheidend ist der Plan, der dahintersteckt, und dieser Plan sagt in seiner ersten Phase, daß es unbedingte Voraussetzung für eine Unterstützung Israels für die USA in deren Krieg gegen den Iran ist, daß Israel militärisch den Rücken frei hat.

Ein erster Schritt hierzu war bereits der erzwungene Rückzug der auf UN-Beschluß seit drei Jahrzehnten im Libanon stationiert gewesenen syrischen Armee. In diesem Zusammenhang spielt es keine Rolle, wer den libanesischen Oppositionsführer Hariri wirklich umgebracht hat; sowohl Israel als Statthalter der USA als auch Syrien als Statthalter des Iran haben ein Interesse daran, den Konflikt nicht ewig gären zu lassen, sondern durch Eskalation und damit durch Krieg einer Lösung zuzuführen.

Nebenbei ergibt sich durch die jetzt eröffnete Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline vom Kaspischen Meer an die Südküste der Türkei, die auch Israel mit Erdöl versorgen soll, die Notwendigkeit, den Libanon, der geographisch zwischen Israel und der Türkei liegt, zu „befrieden“. An dieser Stelle macht die Nachrichtenmeldung, Israel blockiere mit seiner Marine die libanesischen Häfen, einen übergeordneten Sinn.

Israel wird also jenseits der Frage des Schicksals der drei entführten israelischen Soldaten den Gaza-Streifen und den Libanon weiter bombadieren und versuchen, die Hamas wie auch die Hisbollah auszuschalten. Erst dann ist der Weg frei für einen Angriff auf den Iran durch die USA.

Übrigens, Verhandlungen wie die über die Urananreicherungsanlagen, die der Iran nach internationalem Recht genauso besitzen darf wie Deutschland sie in Gronau besitzt, oder die Sechs-Parteien-Gespräche mit Nord-Korea über dessen Atomwaffen-Programm, waren zu keinem Zeitpunkt ernst gemeint, sondern sollten von vorneherein den betroffenen Staaten den Willen der USA aufzwingen; denn die Behauptung der USA, sie seien die Guten, die anderen aber die Bösen, ist berechtigterweise im internationalen Recht kein Entscheidungskriterium, auch wenn hier im Westen entsprechend Stimmung durch die Hurenjournaille gemacht wurde und wird. Auch bleibt es Tatsache, daß der weltweit bisher einzige Einsatz von Atombomben, nämlich der Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki, durch die USA erfolgte.

Und wenn der Iran sagt, es wäre egal, ob er sich wohlverhalte oder nicht, die USA planten ohnehin, den Iran anzugreifen, dann trifft dies insofern den Kern der Sache, als es beim Verhalten des Iran nur darum geht, wie gut es den USA gelingt, mit Hilfe der Journaille die Öffentlichkeit über die wahren Gründe des Iran-Krieges zu täuschen.

 

 

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